
Roman Wiget
Als Wasserversorger irritiert es mich seit vielen Jahren, dass es für unsere Trinkwasserversorgung keine eidgenössische Strategie und Sachplanung gibt. Für Strom, Verkehr u. a. sind diese Planungen selbstverständlich. Nicht aber fürs Trinkwasser. Wissen Sie, weshalb?
Weil der Bund im Bereich der Trinkwasserversorgung nichts zu sagen hat. Das ist kantonales und kommunales Hoheitsgebiet. Die NZZ hat dies am 13.04.2023 treffend beschrieben:
«Wer Wasser aus einem Bach, Fluss, See oder aus dem Grundwasser entnehmen darf, entscheiden in der Schweiz die Kantone. Die Trinkwasserversorgung wiederum ist Aufgabe der Gemeinden. Solange das Wasser stetig sprudelt, funktioniert dieser föderalistische Flickenteppich gut. Wird es aber knapp, wie in den Hitzesommern 2003, 2015, 2018, 2019 und 2022, fehlen plötzlich die nötigen Entscheidungsgrundlagen (…). Weder die Kantone noch der Bund wissen, wer wie viel Wasser zu welchem Zweck verbraucht. Noch weniger ist bekannt darüber, wie viel Wasser in den bevorstehenden Wochen und Monaten zur Verfügung stehen wird. Beim Thema Trockenheit steuert die Schweiz im Blindflug.»
Dieser Blindflug ist zunehmend gefährlich und fahrlässig. Denn unsere Trinkwasserressourcen sind nicht endlos, sondern begrenzt. Sie sind durch Nutzungskonflikte bedroht, vielerorts durch Nitrat und Pestizide verunreinigt, durch fehlende Planungen mangelhaft gemanagt und durch klimatische Veränderungen verknappen und verschlechtern sie sich zunehmend. Kollege Hartmann – unser ehemaliger oberster Hüter des Grundwassers – wird darauf ebenfalls noch eingehen.
Um unsere Trinkwasserversorgung für die Zukunft auf sichere Beine zu stellen, unterstütze ich die Initiative für eine sichere Ernährung. Und ich hoffe, Sie tun dies auch:
- damit die öffentliche Trinkwasserversorgung zum Bestandteil der Ernährungssicherheit wird und der Bund in diesem wichtigen Bereich die nötigen Kompetenzen erhält;
- damit übergeordnete und koordinierte Planungen den heutigen Blindflug und Flickenteppich ablösen;
- damit die für die Trinkwasserversorgung erforderlichen Grundwasserressourcen gegen konkurrenzierende Nutzungen und klimatische Herausforderungen abgesichert werden und
- damit das seit über 30 Jahren ungelöste Nitratproblem, welches den Grossteil des Schweizer Mittellands betrifft und erhebliche Gesundheitsrisiken mit sich bringt, endlich angegangen wird. Wir tragen hier eine generationenübergreifende Verantwortung, denn es geht um unser wichtigstes Lebensmittel überhaupt. Und es geht um Trinkwasserressourcen, auf die nicht nur wir, sondern auch unsere Nachfolgegenerationen angewiesen sind.
Wir tragen hier eine generationenübergreifende Verantwortung, denn es geht um unser wichtigstes Lebensmittel überhaupt. Und es geht um Trinkwasserressourcen, auf die nicht nur wir, sondern auch unsere Nachfolgegenerationen angewiesen sind.