
Florianne Koechlin
Das grösste Problem der Klimaerwärmung sind nicht die steigenden Temperaturen, sondern die Unberechenbarkeit und Häufung der Extreme: Dürreperioden, Überschwemmungen, Hitzeperioden, Kälteeinbrüche, vernässte Böden, Tornados etc
Das sind gewaltige Herausforderungen für die Landwirtschaft. Da liefert die Initiative «Für eine sichere Ernährung» einen wichtigen Beitrag, denn die Lösungen liegen auf der Hand: weniger Fleischkonsum und mehr Biodiversität, unter und über dem Boden. Also zum Beispiel Mischkulturen.
Mischkulturen, das zeigen inzwischen viele Studien, sind enorm anpassungsfähig und resistent gegenüber Wetterkapriolen und Schädlingen. Sie ergeben zudem mehr Ertrag und sparen Wasser, Dünger und Pestizide.
Zwei Beispiele: Am FiBL untersucht ein Team um Monika Messmer eine Mischkultur aus Erbsen und Gersten1 Im nassen Sommer 2021 gedieh die Erbse besser als die Gerste, im trockenen Sommer 2022 gedieh die Gerste viel besser als die Erbse. Dazu kommt: Auf dem sandigen Versuchsacker nahe von Baden gedieh die Erbse besser als Gerste; auf dem schweren Boden nahe von Uster gedieh die Gerste besser als die als Erbse. Diese Mischkultur ist also wie eine Versicherung für die Bauernfamilie: sie ergibt immer Ertrag. Und nach der Ernte können Erbsen und Gerste mit einem Sieb gut getrennt werden; Erbsen sind viel grösser als Gerstenkörner.
In Toulouse am ENSFEA experimentiert ein Team um Laurent Bedoussac von der ENSFEA (Ecole Nationale Supérieure de Formation de l’Enseignement Agricole) mit Linsen- und Weizen- Mischkulturen2. Die Linsen sind dünne kleine Pflanzen, sie sind schwer zu dreschen, weil sie so nahe am Boden liegen. Wenn da Weizen, also eine Stützfrucht, mitwächst, stehen die Linsen aufrecht und können viel leichter gedroschen werden. Das Team konnte dank dieser Mischkultur doppelt so viele Linsen ernten, und der Weizen, den sie von den Linsen getrennt hatten, wies einen hohen Proteingehalt auf.